Eine Therapiewoche am Meer für junge Erwachsene mit Behinderung
Der Regen füllt die Blumentöpfe auf dem Balkon. Ich sitze auf dem Sofa und schwelge in Erinnerungen. Das Fotobuch neben mir.
„Was? Griechenland? Zum Arbeiten?“ Wie oft ich das wohl in den Wochen davor wohl gehört habe. Anscheinend fast unvorstellbar. „Ja, und für mich schon zum zweiten Mal! Ich freu mich schon sehr.“ Dieses Jahr wieder, aber es wird doch anders. Andere Patienten, andere Kollegen, andere Anreise, andere Arbeitszeiten und doch immer noch die gleiche Vorfreude. Oder ist die sogar größer, weil ich schon erahnen kann was mich erwartet…?
Nachdem ich zusammen mit Felix und Marita am Mittwochnachmittag mit dem Auto zum Münchner Flughafen angereist bin, sitzen wir am Gate. Der Stress lässt langsam nach und wir gönnen uns ein paar vergoldete Brezen. Susi erwartet uns schon sehnsüchtig in Thessaloniki und mit etwas Verspätung kommen wir um Mitternacht in unserem vorübergehenden Zuhause an. Nachdem am Donnerstag auch die letzte Anreise geglückt ist und wir einen entspannten Tag hatten um die Gegend zu erkunden, geht es am Freitag los in unsere Therapiewoche. Durch Zufall entdecken wir das mit Abstand feinste Plätzchen und breiten unsere Matten im Schatten eines Olivenbaums aus. Ich glaube da sind unsere drei Jungs sich einig: So leicht gingen Übungen für die Kraft, Beweglichkeit und Geschicklichkeit sicher noch nie von der Hand. Von Entspannung, Massage und Atemtherapie war da noch gar nicht die Rede. Nach einem kurzen Mittagessen folgt dann natürlich zum ersten Mal das Highlight für uns alle: Therapie am Strand und im Meer. Ein Fest für alle Sinne. Auf der Luftmatratze schweben, mit den Wellen schwimmen, auf dem Stand-Up-Paddel-Board stehen, im Sand vergraben sein oder den Parkour im Sand bewältigen. Da war wirklich für jeden etwas Neues dabei. Und wie könnte der Tag besser ausklingen als mit einem tollen Abendessen für die ganze Mannschaft und so vielen verschiedenen unbekannten Gerichten zum Probieren.
Neben den Therapietagen war auch ein aufregender Tag in Thessaloniki geboten: Frühstück im Café, Einkaufen von frischem Gemüse und Obst und auf dem Markt, einer Fahrt mit dem Piratenboot oder etwas Sightseeing und eine Fahrt mit der weltberühmten neuen U-Bahn. Als sich unsere Therapiewoche dem Ende zuneigt freuen wir uns schon auf unseren Abschlussabend. Die Eltern genießen ihren Nachmittag und wir feiern nach unserer Therapieeinheit am Meer sturmfrei bei Denkspielen, griechischer Musik, Gyros und einem atemberaubenden Sonnenuntergang.
Mit gemischten Gefühlen sitzen wir am nächsten Morgen am Frühstückstisch: Wehmütig, dass die Woche wie im Flug vergangen ist und Freude auf Zuhause mit unseren Familien.
„Was war dein Highlight?“ Die Frage, die wohl jedem von uns schwer fällt zu beantworten. Vielleicht, dass wir uns alle besser kennengelernt haben, das unglaublich gute Essen, ein neues Land mit allen Sinnen kennenzulernen oder doch einfach nur Sonne, Sand und Meer?
„Halt, ich weiß es: Zu sehen und zu spüren wie Daniel, Maxi und Johannes loslassen können, sich wohlfühlen und mit einer unglaublich großen Motivation alle Aufgaben mit Leichtigkeit erledigen. Das ist unbezahlbar!“
Uns bleiben tolle Erinnerungen und viel Dankbarkeit für die Möglichkeit sehr produktive Therapieeinheiten mit außergewöhnlichen Therapiemaßnahmen in einen Alltag zu packen, der sich anfühlt wie Urlaub. Oder war es tatsächlich Urlaub?
In voller Vorfreude auf‘s nächste Mal
Eure Physio
Raphaela




















