Unsere Eltern können es wahrscheinlich nicht mehr hören: das Jammern der anderen, zu Hause bleiben zu müssen. Ja wäre es nur das! Für unsere Eltern bricht momentan das gesamte mühsam aufgebaute Netzwerk zusammen. Denn sie sind mit einem schwerst beeinträchtigten Kind zu Hause. Oft allein, da der Mann evtl. (und gottseidank) noch Arbeit hat. Sämtliche Angebote, die der Familie sonst im Alltag erleichtern, sind nicht möglich. Keine Schule. Keine Therapie. Keine Betreuung. Kein mobiler Hilfsdienst. Keine Freizeitmöglichkeiten, die mit dem behinderten Kind allein möglich sind. Keine Omas und Opas. Die Eltern – dh. in der Regel die Mütter – sind nun 24-Stunden-Pflegerin (ja 24 Std. denn es ist nicht nur der Tag, oftmals auch die Nacht!!!), Krankenschwester, Therapeut, Erzieher, Sonderpädagoge, Köchin (manche benötigen spezielle Diäten) … und der restliche Haushalt sollte auch laufen, die Geschwisterkinder mit „Home-Schooling“ unterstützt oder kleinere anderweitig beschäftigt werden … und ach, da gab es auch noch etwas (Glück oder Pech?) Home-Office! Ja Home-Office. Klingt super für Jeden, der sich zu Hause in ein Zimmer einsperren kann oder mit Laptop und Handy auf dem Balkon. Aber nicht für unsere Mütter. Zusammen mit den vorher angekündigten kommt hier sogar SuperWoman an ihre Grenzen. So und dann ist es verständlich, dass man es einfach nicht mehr hören kann, wenn andere jammern, dass es ihnen zu Hause zu langweilig ist. Oder sich beschwert, dass er nun schon seine Fenster zum dritten Mal mit sauberen Wasser aus der Leitung geputzt hat (darüber wird momentan nicht nachgedacht).  Stattdessen sollten sich diejenigen darüber freuen, nun ungetrübten Blick  auf die wunderschönen Tiroler Berge zu haben. Wo es keine Stacheldrahtzäune gibt, keine Bomben und Granaten und wo wir nach der Corona-Krise wieder frei und ungehindert wandern, klettern, biken etc. können. Und dann werden auch unsere Eltern wieder ein wenig Unterstützung bei Schritt für Schritt finden. Und ich bin mir sicher, die Kinder freuen sich schon jetzt darauf.
„Aber vorerst bitte Ruhe. Kein Jammern. Und bleibts einfach dahoam. Es wird vorübergehen …“