Gibt es ein Therapieschaf bei Schritt für Schritt?

Dürfen wir Euch Viktor vorstellen. Das Lämmchen hat die ersten beiden Monate seines Lebens wortwörtlich im Therapiezentrum Schritt für Schritt verbracht.

Aber ist es jetzt ein Therapieschaf? Nein! Aber Kinder wie Therapeuten haben das kleine Schwarznasen-Lämmchen sehr ins Herz geschlossen. Und das beruht auf Gegenseitigkeit. Denn auch das kleine Schaf besucht uns immer noch. Aber nun von vorne, wie das alles so passiert ist.

Schafe sind eigentlich für ihre ausgezeichneten Muttereigenschaften bekannt und ziehen ihre Lämmer zumeist naturgemäß mit ihrer eigenen Muttermilch groß. Leider war das in unserem Fall nicht ganz so.

Beim täglichen Stallbesuch ist unserem Team aufgefallen, dass das Neugeborene Lamm vom Mutterschaf nicht angenommen und gefüttert wird. Das Schaf war von Geburt an sehr schwach, vielleicht auch schon krank und hätte die nächsten Tage sicherlich nicht überlebt. Nach einer kurzen Team-Meeting war dem ganzen Schritt-für-Schritt-Team klar, dass das kleine Schaf gerettet werden musste. Es wurde sofort – gemeinsam mit ein paar Kindern, nachgelesen, wie man denn so ein kleines Schaf aufzieht. Eine Einkaufsliste wurde erstellt und Futter, Flasche und das Wichtigste gekauft: Flaschen mit Schnullern. Lämmer trinken spezielle Lämmermilch. Anfangs brauchte unser „Baby-Schaf“ alle 2 Stunden eine kleine Milchmahlzeit mit der Nuckelflasche. Ja richtig gehört: alle 2 Stunden. Und das auch in der Nacht und am Wochenende. Also ein Rund-um-die-Uhr-Job oder wie man jetzt sagt 24/7-Betreuung. Um das sicherzustellen, hat sich unsere Ergotherapeutin Sonja bereiterklärt, zusammen mit dem Schaf bei Schritt für Schritt zu übernachten. Anfangs war das Lamm so schwach, dass es fast nicht stehen oder gehen konnte. Es hat sich immer irgendwo an einer Wand entlanggehantelt und musste nach ein paar Metern schon eine Pause einlegen. Die erste Woche war ein Kampf und wir wussten nicht, ob es wirklich durchkommt. Aber es ist ein kleiner Kämpfer. Viktor, so haben wir das kleine Schaf passenderweise getauft, hat sich sehr an das Leben bei Schritt für Schritt mit Ergotherapeutin Sonja und auch an die Kinder gewöhnt.

Für unsere Kinder war es eine ganz besondere Erfahrung. Sie durften bei der Aufzucht helfen, sie gingen mit dem Schaf auf der Weide spazieren und hatten es in ihr Herz geschlossen. Sogar am Wochenende kamen Familien zu Schritt für Schritt, weil sie alle zusammen nach Viktor schauen wollten.

Die Wochen vergingen, Sonja wurde manchmal von anderen abgelöst, und Viktor wuchs heran. Langsam wurde er an seine eigentliche Heimat, den Stall mit den anderen Schafen, gewöhnt und seit kurzem übernachtet er auch dort. Die Flasche braucht er immer noch, das erste Mal um 6 Uhr morgens! Aber es springt mittlerweile glücklich im Gras umher, frisst mal da und dort … aber wenn es die Kinder sieht, dann kommt es sofort zu uns. Also doch irgendwie ein Therapieschaf J

Unser Viktor ist übrigens ein Walliser Schwaznasenschaf. Sein weißes Fell ist mit schwarzen Flecken an den vorderen Knien gekennzeichnet. Außerdem sind Ohren, Nase (wie der Name schon sagt) und Augen ganz schwarz. Walliser Schwarznasenschafe sind auch als kinderfreundliche Rasse bekannt, die mit der richtigen Zuwendung sehr treu und anhänglich werden kann. Das haben wir ja schon bemerkt!